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Expertenmeinung zur Bedeutung des Innovation Centers

Montag, 20. November 2023

Josef Mondl ist einer der renommiertesten Schweizer Experten für Fragen rund um die Beziehung und Vernetzung der Schweiz zu China und weiteren asiatischen Ländern. Er war über 20 Jahre an der Universität St.Gallen tätig, wo er auch langjähriger Direktor des «China Competence Centers» war. Heute ist Josef Mondl immer noch in der Thematik aktiv, z.B. als «Chief Strategy Officer» beim TAO China Zentrum Schweiz, ein Beratungsunternehmen für Schweizer und internationale Firmen in Bezug auf den chinesischen Markt und China als Partner, und hat vor einigen Jahren den Verein World «World Association for Sustainable Digital Transformation» gegründet, welches sich im globalen Kontext mit Fragen der Nachhaltigkeit bei Digitaler Transformation in den Schwerpunktbereichen FinTech, Staat und Gesellschaft, Bildungswesen, Landwirtschaft, Gesundheitswesen, und Kultur auseinandersetzt.

 

Wir haben ihn um eine Einschätzung zur Idee hinter dem Innovation Center Rapperswil gebeten. Welchen Nutzen kann das Innovation Center für Schweizer Unternehmen und Institutionen schaffen?

 

Josef Mondl weist darauf hin, dass China mittlerweile für internationale Märkte so prägend ist, dass sich Unternehmen auch mit China beschäftigen müssen und Kompetenzen aufbauen sollten, wenn sie selbst gar nicht auf dem chinesischen Markt aktiv sind oder mit chinesischen Partner geschäften. Man kommt um China nicht herum, wenn man in weiteren asiatischen oder auch afrikanischen Ländern aktiv ist, sei es als Absatz- oder Lieferantenmärkte.

 

«Die Dynamik der Entwicklung Chinas seit den 1990er Jahren hat vor allem im wirtschaftlichen Bereich Enormes geleistet und prägt zunehmend auch die internationalen Märkte. Dies schaffte und schafft auch für Unternehmen in der Schweiz nicht nur in China selbst Markt- und Wachstumschancen, sondern zunehmend auch in jenen Weltmärkten, in welchen chinesische Unternehmen bzw. wirtschaftlich getriebene Initiativen der chinesischen Regierung zunehmend vorangetrieben werden und das dortige Umfeld neu gestalten. Lag in den vergangenen Jahrzehnten der Schwerpunkt der exportorientierten und international tätigen Unternehmen auch aus der Schweiz noch stark in der Bearbeitung des chinesischen Inlandsmarktes gilt es nun verstärkt, die rasanten Expansionsaktivitäten der chinesischen Wirtschaft auf dem Weltmarkt zu verstehen und sich entsprechend orientieren und die eigene Strategie anpassen zu können, damit die Chancen, welche sich auf jenen Märkten ergeben, möglichst optimal und vor allem auch in Zusammenarbeit mit chinesischen Partnern in Angriff genommen werden können.»

 

Gemäss Herrn Mondl ist aus diesem Grund ein Kompetenzaufbau in Bezug auf China und Asien enorm wichtig für Schweizer Firmen mit internationalem Lieferketten oder Absatzmärkten. Hier gäbe es aber noch grosse Defizite und Aufholbedarf.

 

«All dies verlangt Kompetenzaufbau bei westlichen, europäischen und schweizerischen Unternehmen, in Politik und Wissenschaft, Bildung und Industrie. Trotz der jahrzehntelangen Entwicklung Chinas hinkt der Westen diesbezüglich stark hinterher – es fehlt bislang bei uns schlicht das Rahmenwerk und eine strategische Herangehensweise an diesen Kompetenzaufbau. Abhilfe dabei können mittel- und langfristig lediglich Kompetenzpartner, die in beiden «Welten» gut verankert sind und eine echte Brücke schlagen können. Es gibt zwar eine Reihe unterschiedlicher Ansätze, als Kompetenzplattformen zu fungieren, etwa Netzwerkveranstaltungen, Vorträge und Seminare, Erkundungsreisen nach China, etc. Jedoch fehlt es dabei an Konsistenz, an gründlicher Vorbereitung und vor allem Nachbearbeitung, an Betreuung, an der nötigen Einbindung. Hier wären physische Zentren des Austausches und der Integration ideal: diese bieten ein Ökosystem, welches als «One-Stop-Shop» fungieren kann. Vor allem junge und unerfahrene Unternehmer, welchen meist auch die notwendigen finanziellen Ressourcen für einen erfolgreichen Markteinstieg nach China fehlen, können hier ein gutes Umfeld vorfinden.»

 

Das Innovation Center Rapperswil kann als «One-Stop-Shop» fungieren und diesen Kompetenzaufbau – in beide Richtungen – fördern.  

 

«Ein Kompetenzzentrum, wie das in Rapperswil angedachte «Innovation Center Rapperswil» könnte – wenn es gut strukturiert und richtig an den tatsächlichen Bedürfnissen der Zielgruppen, vor allem wohl auch Start-Ups ausgerichtet ist, wertvolle Unterstützung leisten und eine ideale Brücke vor allem auch des Verständnisses zwischen dem «Westen» und China bilden.»

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